Was sind Stecklinge?
Bei einem Steckling handelt es sich um einen Teil einer Pflanze, welches für die vegetative Vermehrung verwendet wird. Es kann sich um einen Teil der Sprossachse oder der Wurzel, ein Blatt oder ein Blattstück handeln. Das gewählte Stück der Pflanze wird (für gewöhnlich mit Hilfe eines Stecklingsmessers oder einer scharfen Schere) abgetrennt und in ein Kultursubstrat gesteckt – daher auch der Name „Steckling“. Dort bildet der Pflanzenteil eigene Wurzeln und wächst zu einer eigenständigen Pflanze heran. Diese ist genetisch identisch mit der Mutterpflanze.
Stecklinge schneiden – das gilt es zu beachten
Unter der Bezeichnung „Steckling“ werden verschiedene Pflanzenschnitte zusammengefasst. Je nachdem, welcher Pflanzenteil zur Vermehrung genutzt und wie dieser abgetrennt wird, unterscheidet man zwischen:
- Kopfstecklingen (Triebspitze inkl. Stängel),
- Blattstecklingen (Blätter mit oder ohne Blattstiel),
- Stammstecklingen (Stammstück, oft inkl. geschlossener Knospe),
- Teilstecklingen (Teil der Sprossachse ohne Endknospe)
- und Wurzelstecklinge (Stück der Wurzel, nur für wenige Pflanzen geeignet).
Zur Gewinnung von Stecklingen sollten ausschließlich gesunde, sortenreine Mutterpflanzen verwendet werden, die einen guten Ernährungszustand aufweisen. Besonders geeignet sind Pflanzen, die sich gerade in der vegetativen Wachstumsphase befinden. Diese sind idealerweise bereits ausreichend groß und reich verzweigt. Auch ein Schädlingsbefall sollte vor der Stecklingsentnahme ausgeschlossen werden.
Stecklinge ziehen – Tipps für die vegetative Vermehrung
Die Vermehrung durch Stecklinge ist zwar nicht bei allem, aber bei vielen Pflanzenarten möglich. Zahlreiche Beet-, Topf- und Balkonpflanzen werden durch Stecklinge vermehrt. So können beispielsweise Rosmarin-Stecklinge, Lavendel-Stecklinge, Aloe-Vera-Stecklinge oder auch Rosen- und Oleander-Stecklinge ohne große Probleme vervielfältigt werden.
Das Stecklinge-Ziehen ist in der Regel einfach und ohne umfangreiche Ausstattung praktizierbar. Folgende Tipps helfen bei der erfolgreichen Vermehrung:
- Fast alle Pflanzen, die sich für die Vermehrung mit Stecklingen eignen, können zwischen Mai und August am besten vermehrt werden.
- Um zu vermeiden, dass Bakterien an die Schnittstelle gelangen und Fäulnis fördern, sollten die Schnittwerkzeuge vor dem Schneiden von Stecklingen sorgfältig gereinigt werden.
- Um die Stecklinge zu bewurzeln, sollte am besten nährstoffarme Anzuchterde oder mit Sand vermischte Blumenerde verwendet werden.
- Stecklinge benötigen zum Wurzeln einen hellen, warmen Standort (z.B. Fensterbank).
- Stecklinge können ohne Wurzeln nur begrenzt viel Wasser aufnehmen. Bei großblättrigen Arten deshalb die Verdunstungsfläche reduziert werden, indem die obere Blatthälfte entfernt wird.
- Gerade Stecklinge mit dünnen, sommergrünen Blättern benötigen für die Vermehrung eine hohe Luftfeuchtigkeit. Am besten eignen sich hier spezielle Anzuchtschalen mit transparenter Haube.
- Viele Pflanzen-Stecklinge können auch in Wasser bewurzelt werden. Zur Beschleunigung der Bewurzelungsprozesses sollte das Glas von außen abgedunkelt werden (z.B. durch das Einschlagen in Alufolie).
- Ein guter Indikator dafür, ob sich eine Pflanze zur Stecklingsvermehrung eignet, ist ihre Regenerationsfähigkeit. Treibt die Pflanze nach dem Rückschnitt wieder aus dem alten Holz aus, kann sie vermutlich über Stecklinge vermehrt werden.
Wer seine Pflanzen nicht selbst vermehren möchte, kann jedoch auch online oder im Gartencenter bereits bewurzelte Stecklinge kaufen.
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