Der Begriff Neophyten geistert immer öfter durch die Öffentlichkeit, doch bis auf erfahrene Naturgärtner wissen die wenigsten, was es damit auf sich hat. Was also sind Neophyten und sind sie so eine Gefahr wie oft von Naturgärtnern behauptet?
Was sind Neophyten?
Um der Eingangsfrage nachzugehen, zunächst ein Blick darauf, was Neophyten eigentlich sind. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus “neos” = neu und “phyton” = Pflanze zusammen. In der Einzahl ergibt sich so das Wort “Neophyt”, also Neupflanze. Mehrzahl: Neophyten.
Neophyten sind somit alle nicht heimischen Pflanzen. Sie wurden durch den Menschen eingeführt und verbreitet.
@adobestock_ #211292689, Markus Volk
Was ist das Problem mit Neophyten?
Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten, darum machen wir an dieser Stelle einen kleinen Zeitsprung ans Ende der letzten Eiszeit vor 10 000 Jahren.
Damals zogen sich die Eispanzer über Europa zurück und es siedelten sich Pflanzen und Tiere an, die sich seither aneinander angepasst haben. Manchmal geht diese Anpassung so weit, dass eine Art nicht mehr ohne ihre Partnerart existieren kann (zum Beispiel beim dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling). Fällt also die Pflanze weg, stirbt auch das Insekt aus.
Werden nun Neophyten bewusst oder unbewusst angesiedelt, kann es passieren, dass diese neuen Pflanzen die heimischen Pflanzen verdrängen. Das passiert zum Beispiel deshalb, weil die neue Pflanze gut oder besser an einen Standort angepasst ist, aber im Gegensatz zur heimischen Pflanze keine Fressfeinde hat. In diesem Fall spricht man von invasiven Neophyten. Denn ohne Fressfeinde breiten sich diese Arten rasend schnell aus und verdrängen die heimische Flora und damit auch die von ihr abhängigen Insekten.
@adobestock_#313580647, Karin Jähne
Ist es nicht natürlich, dass Arten einander verdrängen?
Einfache Antwort: Ja, es ist Natur. Richtige Antwort: Nicht ganz.
Wir sprechen bei Neophyten von Pflanzen, die nicht langsam in ein Gebiet einwandern und dabei von ihren Fressfeinden begleitet werden, sondern von Pflanzen, die eingeführt werden, weil sie keine Fressfeinde haben. Natürlich ist das nicht.
Sind Neophyten gefährlich?
Oft gelangen Samen, Wurzel- oder Triebstücke aus dem Garten in die freie Natur und beginnen dort mit der ungebremsten Ausbreitung. Das ist zum Beispiel mit Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) und Japanischem Staudenknöterich (Fallopia japonica) passiert. Ursprünglich als Gartenpflanze eingeführt, verbreiteten sie sich entlang von Bächen und Flüssen und haben mittlerweile die ursprüngliche Auenvegetation vielerorts großflächig verdrängt - zum Nachteil der Insekten, die auf die Auenvegetation angewiesen sind.
@adobestock_#408115049, Michael
Es gibt jedoch auch andere Beispiele. Die meisten unserer früh blühenden Geophyten wie Traubenhyazinthe, Schneeglanz, Blaustern und Co. sind eigentlich Neophyten, da auch sie angesiedelt wurden. Auch die beliebten Herbstastern gehören dazu. Statt sich jedoch auszubreiten und andere Arten zu verdrängen, besetzen sie Lücken in unserem Ökosystem oder breiten sich gar nicht aus. Die genannten Beispiele stellen sogar eine wertvolle Nahrungsquelle für einige Arten dar.
Fazit
Pauschal lässt sich also nicht sagen, dass alle Neophyten grundsätzlich schlecht sind. Der Gärtner sollte bei seinem Handeln jedoch bedenken, dass heimische Pflanzen, die für unser Ökosystem überlebensnotwendig sind, in der freien Natur immer weniger Lebensraum finden.
Qellen:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Neophyten_in_Deutschland
- https://www.bund.net/themen/tiere-pflanzen/invasive-arten/neophyten/
- https://www.lfu.bayern.de/natur/neobiota/neophyten/index.htm
